Sonntag, 22. Februar 2015

Review: Juli Zeh - Corpus Delicti





Verlag: Btb

Seiten: 264

Preis: 9.95

Klappentext

Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht dies aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Juli Zeh entwirft in Corpus Delicti das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur irgendwann im 21. Jahrhundert, in der Gesundheit zur höchsten Bürgerpflicht geworden ist.

inspiriende Sätze:

  • "Wäre ich ein Hund - ich würde mich ankläffen, damit ich nicht näher komme."
  • "Zu klug für den Narzissmus des Wiederstandes."
  • "Ich will der Boden sein, der unter deinen Füßen zittert, wenn dich die Rache der Götter trifft."
  • "Mittelalter ist der Name der menschlichen Natur."

meine Meinung:

Ich bin ein großer Fan von Dystopien und diese hat mich ganz besonders gefesselt.
Der Gedanke eines Staates in dem die Gesundheit als höchstes Gut angesehen wird und deren Erhaltung als einziges Ziel, dass klingt doch gar nicht so unwahrscheinlich. Immer mehr wird das vermeintlich Gesunde als Ziel propagiert, wer krank ist, hat es nicht anders verdient, weil er nicht gut genug auf sich geachtet hat, wer nicht dem Ideal entspricht ist disziplinlos. Kommt euch das bekannt vor?
Und so schafft es dieses Buch mich abzuholen und in eine ca. 500 Jahre entfernte Zukunft mitzunehmen, die mir so gleich realer, wahrscheinlicher, ja fassbarer erscheint als viele andere Werke dieses Genres.
Mia ist für mich eine ausgezeichnete Identifikationsfigur, zutiefst rational, gut durchdacht und bisher treue Anhängerin des Systems. Ihre Entwicklung vollzieht sich langsam und dabei immer schlüssig, vor allem die Darstellung ihrer Persönlichkeit und derer Ambivalenz durch den Kniff der idealen Geliebten fand ich ausgezeichnet.
Auch die nicht vorhandene bzw nur rudimentär angedeutete Liebesbeziehung empfand ich erfrischend, ich habe nichts gegen Romanzen, aber mich langweilt es sie in fast jedem Buch zu finden.
Kramer als Antagonist hätte nicht treffender gezeichnet werden können. Dem ersten Eindruck des typisch anzugtragenden Bösewicht entspricht er nur kurz, er ist vielschichtig und entfaltet sich bzw sein Wesen nur langsam.
Das der Schlüssel zum Fall ein wenig konstruiert oder auch einfach nicht wirklich richtig ist, tut meiner Meinung nach dem Buch und seinem Potenzial keinen Abbruch.
Grade das Ende hat mich dann doch nochmal überrascht, was mir nicht so häufig passiert und mich deswegen umso mehr erfreut.
Das Buch hat mich wirklich gefesselt, ich habe es in kürzester Zeit gelesen und schon zwei Freunden empfohlen. Man sollte es sich nicht entgehen lassen, daher:


98 von 100 Punkten






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